Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Unser heutiges Ziel: Parc de la Colline du Château. Der Rest des Tages: unklar. Wir kommen beim Markt am Cours Saleya vorbei. Eine Weile sehe ich einer Malerin zu. Dann wollen wir weiter. Am Movida kommen wir nun aber nicht vorbei. Wir gehen in den ersten Stock dieser Bar. Mir gefällt die Einrichtung. Auf dem Balkon nehmen wir Platz und bestellen Café. Bei Espresso mit Meerblick und Sonnenstrahlen im Gesicht, stelle ich mir die Frage, warum es mir hier schon wieder so gefällt. Ich mag die Einrichtung und die Aussicht der Bar, die Menschen, den Vibe dieser Stadt. Ich fühle mich hier in Nizza richtig wohl. Viel Zeit, um darüber nachzudenken, habe ich allerdings nicht. Wir wollen hinauf zum Schlosshügel. Stufen führen uns hinauf. Uns wird warm. Wir ziehen unsere Jacken aus. Beim Wasserfall wollen wir ein paar Fotos machen. Ein Windstoß bläst die Jacke meiner Schwester auf den nassen Steinboden neben dem Wasserfall. Wir müssen lachen, denn am Flughafen in Wien war auch schon ihre Jeans gerissen. Der Wind schafft es aber, ihre Jacke während unseres Spazierganges im Park zu trocknen. Spontan beschließen wir zum alten Hafen zu gehen. Dort entdecken wir Antiquitätenläden. Ein Abendkleid sehe ich, das mir gefällt. Die dazu passende Sommerparty im Freien kann ich auch schon sehen. Allerdings findet diese Sommerparty nicht in Österreich statt. Mir fällt mein rotes Abendkleid ein, das ich letztes Jahr in Italien kaufte. Rückenfrei mit einer großen Schleife. Ich habe es noch nie getragen. Den passenden Anlass finde ich nicht. Vielleicht sollte ich den passenden Anlass selbst erschaffen. Dinge, die man will, die es aber noch nicht gibt, sollte man selbst kreieren. Dennoch kaufe ich das Kleid nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein gebrauchtes Kleid tragen möchte. Der Hunger führt uns weiter, vorbei an den Luxusyachten in ein Bistrot am Hafen. Ich wähle Pan Bagnat. Wir rasten ein wenig. Ich blicke auf das Meer und betrachte die Automarken der vorbeifahrenden Autos. Es ist bereits später Nachmittag als wir wieder aufbrechen. Wir wollen noch die Altstadt, Vieux Nices, sehen. Wir gehen eine Weile und durchqueren schließlich einen Park. Ich bestaune den sichelförmigen Mond und einen kräftig leuchtenden Stern. Ich komme meinen Schwestern kaum hinterher. Ich muss den Mond ansehen, muss ein paar Mal stehen bleiben. Schließlich verlassen wir den Park und überqueren eine Straße und kommen in die Altstadt. Hier gibt es zahlreiche Läden und kleine Restaurants. Italien kommt mir in den Sinn. Es ist bereits dunkel geworden. Meine Schwestern wollen noch zum Friedhof, also wieder auf den Schlosshügel hinauf. Unser Weg führt uns allerdings bald nicht weiter, wir müssen und entscheiden, links oder rechts zu gehen. Wir bleiben kurz stehen, um zu überlegen. Das Straßenschild, das auf dem Haus vor uns angebracht ist, trägt deinen Namen. Und da bist du wieder. Wir gehen links, deine Straße entlang. Der Weg führt uns zum Friedhof nach oben. Es wird ein wenig anstrengend. Während ich die Stufen hochsteige, versuche ich mir einzureden, dass du nur ein Gedanke bist. Mein Yogalehrer sagt stets während der Meditation: „Und wenn ein Gedanke auftaucht, dann schieb‘ ihn weiter. Lass‘ ihn ziehen, wie die Wolken am Himmel.“ Das mache ich und es fällt mir leicht, denn oben beim Friedhof angekommen, haben wir eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt.
Zum Abendessen zieht es uns ins Café de France. Wir sitzen im Freien. Ich bestelle Wein und Moules Frites. So geht das in Frankreich. Glaube ich zumindest. Wir unterhalten uns über das Rezept der Zwiebelsuppe, welche meine Schwester bestellt hat, als der Pianist zu spielen beginnt. Zu meiner Überraschung startet er mit einem italienischen Song. Ich denke nicht weiter darüber nach. Als wir mit dem Essen fertig sind, stelle ich fest, dass in diesem Restaurant heute ausschließlich italienische Songs gespielt werden. Die Stimmung bei den Gästen ist gut. Am Nebentisch sitzt eine englischsprachige Familie. Ich tippe auf die erwachsene Tochter mit Eltern und Oma. Ein Hund auf dem Schoß der Tochter. Sie sind angetan vom Unterhalter am Piano. Ich bin noch unschlüssig, was ich davon halten soll. Das liegt nicht am Pianisten und auch nicht an den Liedern, sondern an meiner Vergangenheit. Die Kellnerin fragt, ob alles in Ordnung sei. Ich bestelle noch eine Karaffe Weißwein. Die Kellnerin bringt den Wein und sagt, sie hätte die Karaffe gut vollgemacht für mich. Sie würde es mir ansehen, dass ich das heute brauche. Sie dürfte meine innere Unruhe bemerkt haben. Ich muss kurz schmunzeln. Der Sänger geht nun über zu „E penso a te“ von Lucio Battisti. Ich bin mir nun nicht mehr sicher, wo ich eigentlich bin. Wie kann es sein, dass im Café de France in Nizza ausschließlich italienische Musik gespielt wird an einem Abend im Januar, an dem ich dort bin? Ich kann mich nun nicht mehr auf das Gespräch mit meinen Schwestern konzentrieren. Wie oft hattest du mir „penso a te“ geschrieben? Es hatte mich stets beruhigt. Heute wühlt es mich auf. Ich spüre Energien in mir, die ich schnell wieder loswerden will. Ich kann jetzt allerdings nicht weglaufen. In meiner Verzweiflung frage ich meine Schwester nach einer Zigarette.
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