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Nizza VI

Am 5. Januar war ich wieder zuhause in Österreich. Das Lebensgefühl aus Nizza hatte ich mit nach Hause genommen. Der Alltag schafft es allerdings, Erinnerungen verblassen zu lassen. An manchen Tagen kann es passieren, dass mir die Leichtigkeit abhandenkommt. Und zwar ist das der Fall, wenn mir jemand sagt, was ich tun soll, welche Schritte ich zu gehen habe und diese Schritte nicht mit mir im Einklang stehen. Dann zieht sich mein Körper zusammen, alles wird eng, mein Fluchtinstinkt setzt ein und Kreativität wird zum Fremdwort. Nach diesen Gesprächen muss ich entweder kilometerweit laufen oder schlafen. Rekalibrierung nenne ich das. Rekalibrierung zu meinem Normzustand und nicht zur Norm. Der Gedanke an meine Zeit an der Côte d’Azur hilft mir beim Zurückfinden zu mir selbst, zur Leichtigkeit.

Wochen nach meinem Aufenthalt an der Côte d’Azur habe ich einen Traum. Ich stehe in einem großen, lichtdurchfluteten Raum. Leise Musik ist an. Alles ist hell und freundlich. Eine weiße Küche und ein Esstisch aus Pinienholz befinden sich auf weißem Marmorboden. Das Holz verleiht dem Raum Wärme. Der Tisch gleicht einer Tafel. Beim Blick durch die Glasfront nach draußen eröffnet sich mir ein wunderschönes Bild aus grünen und blauen Farbschattierungen. Ein Garten in sattem Grün mit Palmen, ein Pool und das Meer sind zu sehen. Das Licht ist speziell. Ich könnte versuchen es zu beschreiben, aber es würde mir nicht gelingen. Ich stehe in Leggins, T-Shirt und Tennissocken mit ein paar Menschen in der Küche. Meinem Outfit nach dürfte ich mich für den Sport fertig gemacht haben. Die Menschen, mit denen ich spreche, dürfte ich gut kennen. Wir sprechen auf Französisch über Termine, Projekte und Settings. Alles wirkt vertraut. Doch dann höre ich im Hintergrund ein Lied. Ein Lied, das mich an Vergangenes erinnert, das ich immer noch sehr liebe. Ich entferne mich ein paar Schritte von den Menschen mit meinem Handy in der Hand und mache die Musik lauter. Richtig laut. Ich mag, wie ich die Musik in meinem Körper spüre. Ich lege das Handy auf den Esstisch und beginne zu tanzen. In Tennissocken auf dem Marmorboden gehe ich mit der Musik in Resonanz und lasse mich von ihr leiten. Ich liebe das. Die Menschen in der Küche schmunzeln, ein paar schütteln lächelnd den Kopf. Einige beginnen auch zu tanzen und ein paar gehen weiter ihren Dingen nach. Jeder, wie er mag.

Vielleicht haben mir die Côte d’Azur und der Traum gezeigt, wie Leichtigkeit aussehen kann, wie sie sich anfühlt und eventuell auch, wie Zusammenarbeit aussehen könnte.

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