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Da warst du wieder

Es war eine warme Sommernacht im Juli in Apulien. Ich lag auf der Terrasse und beobachtete den Sternenhimmel. Alles war perfekt. Ich war beruhigt, denn ich wusste das Meer in meiner Nähe. In der Ferne hörte ich Livemusik aus einer Bar am Strand. Als die Gäste zum Refrain von „Gianna“ von Rino Gaetano einstimmten, sah ich eine Sternschnuppe. Und da warst du wieder. Eigentlich hatte ich schon lange nicht mehr an dich gedacht. Vor zwei Jahren hatte ich es mir zur Gewohnheit gemacht, an dich zu denken, wenn ich eine Sternschnuppe sah. Letzten Sommer sah ich so viele Sternschnuppen wie noch nie zuvor. Doch dieser Sommer war anders. Ich hatte es mir abgewöhnt, die Sterne zu beobachten und ich hatte es mir abgewöhnt, an warmen Sommerabenden im Pool zu baden. Es hätte mich an dich erinnert. Das wollte ich nicht mehr. Ich hatte an diesem Abend in Apulien nicht vor, eine Sternschnuppe zu sehen.

Letzte Woche tauchte dann dieses Foto von dir auf. Ich habe es mir genau angesehen. Deine Haare sind nun anders, dein Blick und dein Lächeln sind gleich geblieben. Ich sah das Foto kurz vor einer Verabredung mit einer Freundin. Ich wollte nicht weiter über dich und das Foto nachdenken. Die Verabredung mit meiner Freundin war eine gute Ablenkung. Ich kam spät nach Hause. Gegen 3.30 Uhr morgens wachte ich auf. Ich konnte nicht mehr schlafen. Keine Ahnung warum, aber ich musste an Eros Ramazzotti denken. Ich hatte mal gelesen, dass er nachts arbeitet. Ich beschloss nun auch aufzustehen, um zu arbeiten. Ich überarbeitete Texte und gegen 6.00 morgens machte ich mich auf den Weg zum Morgen-Yoga. Ich stieg ins Auto. Die Musik ging an – „Un’altra te“ von Eros Ramazzotti. Ich wusste, dass es diesen Song gibt, hatte ihn mir aber nie angehört. Für gewöhnlich läuft die Musik im Auto über mein Handy. Seit ein paar Wochen nicht mehr. Ich will nichts „Altes“ mehr hören, bin auf der Suche nach Inspiration. Ich war der Meinung die Inspiration nicht im Alten zu finden. Da Eros Ramazzotti der Grund für mein morgendliches Schreiben war, beschloss ich mir den Song anzuhören. Danach switchte ich weiter zu einem anderen Sender und einem anderen Song. Als ich nach dem Yoga entspannt und gut gedehnt wieder ins Auto stieg und das Radio anging, lief wieder „Un’altra te“ von Eros Ramazzotti. Ich musste lachen, drehte lauter und sang mit. Und dann musste ich wieder an dich denken. An das Foto vom Vortag und mir wurde Folgendes klar: Ich hatte dich lange gesucht, in vielen Gesichtern, allerdings nicht wiedergefunden. Ich kann versuchen, meine Gedanken zu kontrollieren und mich abzulenken, aber mein Herz kann ich nicht kontrollieren. Einen weiteren wie dich wird es tatsächlich nicht geben.