#belotusWRITINGs

Kalligraphie

Als ich den Raum betrete, in welchem der Kalligraphie Workshop stattfindet, fühle ich mich zeitlich zurückversetzt. Der knarrende Parkettboden, die Skulpturen, die Einrichtung – all das erinnert mich an den Zeichensaal auf dem Gymnasium. An einem großen Tisch nehme ich Platz. Ich sehe mich weiter um. Der Raum ist hoch, auch die Fenster. Eines ist geöffnet. Es ist bereits dunkel. Draußen regnet es. Gegenüber von mir ist eine Tür. Links davon ist ein Wandverbau. Daneben wiederum ein Kachelofen. Ich fühle mich wohl hier. Die Leiterin des Workshops ist mir sympathisch. Sie teilt Papier und Stifte zum Üben aus. Sie erklärt uns etwas zu den Stiften und zum Einfluss des Schreibdrucks auf die Linienbreite und dann dürfen wir üben. Sofort wird mir klar, dass ich bei der Kalligraphie im Moment sein muss. An den Buchstaben merke ich sofort, ob ich gedanklich abschweife. Dann passieren feine Fehler. Die fehlende Konzentration spiegelt sich in unperfekten Buchstaben wider. Die Kalligraphie ist wie Meditation für mich. Die Leiterin geht durch und schaut uns Kursteilnehmern über die Schulter, gibt Tipps. „Je langsamer, desto besser“, sagt sie. Ich setze den Stift vom Papier ab und sehe sie nochmal genau an. Ich mag sie, ich mag ihre Worte und ich mag die Kalligraphie. Wir haben etwas gemeinsam: den Moment, die Entschleunigung.

Nach oben scrollen