Es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Nein, ich liebte es, ohne es je zuvor gesehen zu haben. Das Meer. Schon als Kind verspürte ich den Drang zum Meer zu reisen. Woher dieser Wunsch kam, ich weiß es nicht. Unzählige Male packte ich in meiner Kindheit meinen Koffer, in der Hoffnung, dass meine Eltern mit mir ans Meer fahren. Meine Eltern fuhren jedoch nicht allzu oft in den Urlaub. Ein Urlaub am Meer glich einer Weltreise. Ich musste mich also gedulden. Meine Jugendliebe lernte ich an einem Faschingsdienstag kennen. Seine Mutter war Französin und im darauffolgenden Sommer war ich schon in einem Ferienhaus in Frankreich. Ich war ein wenig überfordert. Ich war 16 Jahre alt und die gesamte französische Familie war vertreten. Ich sprach kein Wort Französisch. Aber ich war am Meer. Ich liebte es. Die Wellen, den unendlich langen Sandstrand, die Muscheln, die Sonnenuntergänge und Moules frites. Nach ein paar Jahren ging mein Jugendfreund nach Paris, ich blieb zuhause, ich wollte studieren. Unsere Liebe zerbrach aber die Liebe zum Meer blieb. Während meines Studiums lernte ich meinen Ehemann kennen. Er erzählte mir, dass seine Eltern von einer Wohnung am Meer träumen. Ein halbes Jahr später kauften meine Schwiegereltern eine Wohnung auf Teneriffa und so landete ich kurze Zeit später auf Teneriffa. Später hatte ich die Gelegenheit unterschiedlichste Orte am Meer zu besuchen. Ich habe festgestellt, dass es für mich gleichgültig ist, wo das Meer rauscht, Hauptsache ich bin dort. Ich muss oft ans Meer fahren. Nichts erfrischt mich mehr als das Meer. Wenn ich untertauche, lasse ich alles hinter mir. Dann höre ich nur noch das Meer. Dann bin ich eins mit dem Meer. Wenn ich wieder auftauche, ist alles anders. Klarer. Das Meer reinigt mich, es belebt mich. Ich liebe es einfach. Vielleicht waren wir schon immer miteinander verbunden. Vielleicht schon vor unserem ersten Zusammentreffen und die Zufälle haben uns wieder zueinander geführt.
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