An einem Samstag Mitte Dezember um etwa 4.45 Uhr weckt mich unser Sohn. Er sagt: „Mama, steh auf, wir gehen runter in die Küche. Du musst mir wieder vom Nikolaus und vom Christkind erzählen.“ Am Abend zuvor als ich ihn zu Bett brachte, unterhielten wir uns bereits über die beiden. Ich erzählte ihm, dass der Nikolaus nun im Urlaub sei. Er müsse sich erholen. Nun sollte unser Gespräch weitergehen. Ich stehe auf. Ich bin Frühaufsteherin. Lange zu schlafen ist für mich Zeitverschwendung. Mein Mann bleibt heute aber noch liegen. Er ist müde. Dezember ist für ihn eine arbeitsreiche Zeit in der Firma. Schlaftrunken fragt er mich: „Wann geht’s bei dir heute los?“ Ich muss lachen und frage mich, ob er geträumt hat. Ich frage ihn: „Was meinst du mit „losgehen“? Meinst du, wann ich meinen ersten Kaffee trinke oder wann ich unserem Sohn die Zähne putze oder wann ich den Wocheneinkauf erledige?“ Ich schnappe den Kleinen an der Hand und wir gehen in die Küche zum Esstisch. Er fragt mich, ob der Nikolaus wieder im Lande sei, wenn das Christkind kommt. Ich sage: „Ich denke schon aber ich an seiner Stelle würde noch beim Meer bleiben.“ Als ich am 1. November von Teneriffa zurückkehrte, wusste ich noch nicht, dass alle Wochenenden bis Weihnachten verplant sein würden. Hätte ich das gewusst, wäre ich vermutlich nicht aus dem Flugzeug gestiegen. Viele Einladungen, viele Geburtstage. Auch unsere Kinder hatten Geburtstag. Eine intensive Zeit. Und jetzt fragt mich mein Mann, wann es bei mir losgehen würde. Ich überlege, was er damit meinen könnte. Für mich würde etwas „losgehen“, wenn ich heute in irgendein Flugzeug steigen würde, bestenfalls Richtung JFK. Ich hatte das Gefühl, dass in den letzten Wochen bei mir rein gar nichts „losging“. Womöglich war bei mir in den letzten Jahren schon nichts mehr losgegangen. Nun war ich seit Wochen mit Vorbereitungen von Kindergeburtstagspartys und Nikolausfeiern beschäftigt. Neben meiner Arbeit. Da die Wochenenden, an denen ich für gewöhnlich auch arbeite und den Haushalt auf Vordermann bringe, auch verplant waren, musste ich irgendwo Abstriche machen, um alles unter Dach und Fach zu bringen. Die Erledigungen und Vorbereitungen machte ich nun an meinen „freien“ Tagen, die ich eigentlich zum Schreiben nutze. Meine Spaziergänge in der Natur und die Yogaeinheiten ließ ich ausfallen. Seit nun etwa einer Woche kratzt mein Hals und ich bin erkältet, merke, dass ich eigentlich oft müde bin. Doch das Programm geht weiter. Die alljährliche Weihnachtskarte mit dem Foto der Kinder fällt dieses Jahr aus. Ich habe keine Zeit. Mit den Kindern wollte ich eigentlich zum Weihnachtsmarkt und zum Weihnachtszirkus. Vielleicht bin ich aber ohnehin schon mitten im Zirkus. Weihnachtsgeschenke habe ich auch noch nicht besorgt. Wir haben noch nicht einmal alle Spiele durchgespielt, welche die Kinder zu ihren Geburtstagen bekommen haben. Schlechtes Gewissen taucht nun auf. Ich stelle fest, dass im Moment etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle. Ich hatte mich in den letzten Wochen aus den Augen verloren. Ich habe nicht auf meine innere Stimme gehört. Eigentlich habe ich sie nicht einmal wahrgenommen, weil ich immer irgendwo war aber definitiv nicht bei mir. Indem Moment wird mir klar, dass bei mir doch etwas losgeht. Und zwar heute. Jetzt. Eine Änderung in die für mich wieder richtige Richtung geht los.
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