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Woher kommen diese Träume?

Jemand ist ausgefallen und ich bin eingesprungen. Nun stehe ich hier auf einer Wiese unter freiem Himmel vor einer Bühne. Neben mir meine Schwester. Es ist eines dieser für mich perfekten Konzerte. Das Wetter, die Stimmung, die Lieder – alles passt. Ich singe mit. Laut. Vielleicht kreische ich auch. Mit ein Grund warum ich bei diesem Konzert bin. Es gibt drei Orte, an denen ich laut singe: bei mir zuhause, im Auto und auf Konzerten. Jetzt aber tanze und singe ich. Ich achte auf die Texte. Ich finde es genial, wenn jemand diesen speziellen Zugang hat und über die Liebe schreiben oder singen kann und damit die Menschen mitreißt. Fragend rufe ich meiner Schwester zu: „Ob der Musiker wohl seine Songtexte selbst schreibt?“ Sie meint: „Ja, zum Teil schon!“ Mit einem Satz ist mir der Künstler noch sympathischer und ich singe wieder mit. Eines muss ich aber noch loswerden. Ich sage zu meiner Schwester, dass es ich es genial finde, wenn ein Mann so einen Text für seine Frau schreibt. Sie meint, dass ihr so etwas noch nie in den Sinn gekommen wäre. Mir schon. Als ich den Song „Wish you were here“ von Pink Floyd zum ersten Mal hörte, kam mir der Gedanke, dass es wunderschön sein muss, wenn ein Mann ein Lied für eine Frau schreibt. Ich malte mir das alles sehr romantisch aus. Abends am Strand vor einem Lagerfeuer, ich und er und leise beginnt er zu singen. Ein Lied für mich. Mein Mann hat so etwas für mich noch nicht gemacht. Ich habe ihm aber schon von dieser Idee erzählt. Wenn er selbst nicht darauf kommt, muss ich eben ein wenig nachhelfen. Er schmunzelt immer nur, wenn ich solche Sachen zu ihm sage. Er ist in der Ölbranche tätig und er interessiert sich mehr für Zahlen als für Songtexte. Aber ich warte. Ich muss mich ohnehin in Geduld üben. Geduld ist meine Schwäche. Am nächsten Tag spreche ich meiner anderen Schwester über das Konzert und das Mitsingen. Sie kennt die Songs. Ich erzähle auch ihr von meinem Traum, von dem Lied für mich und frage auch sie, ob sie auch von solchen Dingen träumt. Sie meint, sie wäre da eher bescheiden und sie hätte an so etwas noch nie gedacht. Ich jedoch war der Meinung, dass jede Frau diesen Wunsch hat. Somit habe ich wieder dazugelernt aber eine Frage bleibt: Woher kommen eigentlich diese Träume, Wünsche und Sehnsüchte?