Judith Arbacher

Da warst du wieder

Es war eine warme Sommernacht im Juli in Apulien. Ich lag auf der Terrasse und beobachtete den Sternenhimmel. Alles war perfekt. Ich war beruhigt, denn ich wusste das Meer in meiner Nähe. In der Ferne hörte ich Livemusik aus einer Bar am Strand. Als die Gäste zum Refrain von „Gianna“ von Rino Gaetano einstimmten, sah ich eine Sternschnuppe.

Freundinnen

Etwa eine Woche nach meinem Grado Aufenthalt sitze ich mit einer Freundin in einem Café in Linz bei Rührei mit Avocado und Zitronenverbenentee.

Grado II

In Grado habe ich zum ersten Mal in meinem Leben die Orientierung verloren. Es war im Mai 2021 als ich mit meiner Familie in Grados Altstadt in einem Restaurant saß. Irgendetwas dürfte mir gefallen haben, meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Ich kann mich wunderbar im Moment und in Schönheit verlieren, kann aber nicht sagen, worin ich mich an jenem Abend in Grado verloren hatte.

Grado I

Es gab eine Zeit, in der man mir sagen wollte, was ich darf und was ich nicht darf. Das mag ich nicht. Ich mag es deswegen nicht, weil ich erwachsen bin und ich mich selbst am besten kenne. Es gab eine Zeit, in der ich das Meer nicht sehen durfte. Ich hatte es zu akzeptieren undnd ich verrate dir etwas: obwohl es mir verboten war, konnte ich es dennoch sehen, und zwar mit meinem inneren Auge.

Ligurien

Vor einigen Wochen bin ich aufgewacht und ich wusste, dass ich nach Ligurien muss. Warum ausgerechnet nach Ligurien? Ich weiß es nicht. Ich meine, ich liebe Italien aber das war nicht wirklich der Grund. Aber ich brauchte auch nicht wirklich einen Grund. Menschen, die mich kennen, wissen, dass sie meist keine Antwort auf eine Warum-Frage bekommen. Beim Frühstück erzählte ich meinem Mann, dass ich nach Ligurien muss. Er fragte nicht nach dem Warum, sondern: „Wann wollen wir fahren?“

Ich wollte ihm schreiben

Zu Weihnachten wollte ich ihm schreiben. Ich tat es nicht. Ein simples „Frohe Weihnachten“ wollte ich schreiben. Warum ich ihm überhaupt schreiben wollte? Weil er mir viel bedeutete. Ich konnte von ihm lernen und er hatte mir geholfen.

Losgehen

An einem Samstag Mitte Dezember um etwa 4.45 Uhr weckt mich unser Sohn. Er sagt: „Mama, steh auf, wir gehen runter in die Küche. Du musst mir wieder vom Nikolaus und vom Christkind erzählen.“ Am Abend zuvor als ich ihn zu Bett brachte, unterhielten wir uns bereits über die beiden. Ich erzählte ihm, dass der Nikolaus nun im Urlaub sei. Er müsse sich erholen. Nun sollte unser Gespräch weitergehen. Ich stehe auf. Ich bin Frühaufsteherin. Lange zu schlafen ist für mich Zeitverschwendung. Mein Mann bleibt heute aber noch liegen. Er ist müde. Dezember ist für ihn eine arbeitsreiche Zeit in der Firma. Schlaftrunken fragt er mich: „Wann geht’s bei dir heute los?“ Ich muss lachen und frage mich, ob er geträumt hat.

Lauf des Lebens

Die Schule war ein einfaches Spiel. Bis auf Deutsch. In der Oberstufe schaffte es mein Deutschprofessor mir stets eine andere Note als all die anderen Professoren zu geben. Die Deutschnote auf meinem Zeugnis sprang deshalb ins Auge.

Spiel des Lebens

Etwa eine halbe Stunde wohnte ich dem Theaterstück nun bei. Meine Freundin hatte mich mitgeschleppt. Sie wollte unbedingt zur im Anschluss stattfindenden Premierenfeier. Nun saß ich hier und konnte mit dem Stück nichts anfangen. Meine Laune war nicht die beste. Ich hatte in der vergangenen Nacht kaum geschlafen.